Dorit Peschel

Neue Blockflötenmusik des 20 Jahrhunderts

 

 

Biografie

Nach dem Staatsexamen in Germanistik und Anglistik Musikstudium mit Hauptfach Blockflöte, zunächst bei Sebastian Kelber an der Fachakademie für Musik in Nürnberg, später in der Diplomabteilung bei Professor Gerhard Braun an der Musikhochschule in Karlsruhe
Teilnahme an zahlreichen Kursen über alte und neue Blockflötenmusik
Abschluss des Blockflötenstudiums mit dem Konzertexamen
Dozentin für Blockflöte am Erlanger Musikinstitut
Lehraufträge an den Universitäten Bayreuth und Regensburg
Konzerttätigkeit im fränkischen Raum und darüber hinaus im In- und Ausland Durchführung von Fortbildungskursen, vor allem über Neue Musik

Repertoire:

Solistische Literatur aller Epochen (Mittelalter, Renaissance, Barock, klassische Moderne und sogenannte Avantgarde)
Kammermusik aller Epochen mit anderen Instrumenten – Viola da Gamba, Barockcello, Cembalo, Streichorchester, Orgel, Klavier, Gitarre, Laute

Spezialgebiet:

Neue Blockflötenmusik, unter anderem auch als Musiktheater

Die Aufnahmen für diese Zusammenstellung entstanden zwischen 1981 und und 2008 an fünf verschiedenen Spielstätten und bieten einen Überblick über mein Schaffen in diesen Jahren.

Die Stücke entstammen Originalbändern. Dem technischen Stand entsprechend wurde damals auf Compaktkassetten und Tonbänder analog aufgenommen. Die Originalbänder wurden für die vorliegende CD digitalisiert und überarbeitet, um diese Tondokumente in das digitale Zeitalter zu überführen und sie interessierten Hörern zugänglich zu machen.

Verwendete Blockflöten:

Sopranino Moeck
Sopran Moeck 440 / Sopran Moeck/Stanesby 415
Alt Dolmetsch
Ganassi Alt Rohmer 415
Tenor Moeck
Bass Zen-On

Weitere CDs :

Nachtvogelruf
Koschka Hildenbrand liest ihre Erzählung,
Dorit Peschel spielt Neue Blockflötenmusik

quartetto flauto dolce erlangen
Zeit für neue Musik, Bayreuth 2005
Die Blockflöte, nur ein Instrument für Kinder?
Eine Meinung, die leider immer noch tief in den Köpfen vieler Leute verankert ist. „Was, du studierst Blockflöte? Was kann man denn da studieren?“ Diese Frage musste sich vor gar nicht langer Zeit eine ehemalige Schülerin von mir gefallen lassen, als sie zum Blockflötenstudium an die Hochschule wechselte. Dabei hat das Instrument gerade in den vergangenen 30/40 Jahren eine enorme Entwicklung zum Konzertinstrument erfahren, und zwar in allen Stilrichtungen, in denen es Verwendung findet. Dazu beigetragen haben gut ausgebildete und engagierte Blockflötenlehrer. Auch Blockflötenbauer stellen heute sowohl moderne Blockflöten als auch Kopien alter Instrumente, die höchsten Anforderungen genügen, zur Verfügung.

Einen nicht geringen Anteil an der Entwicklung und am Aufschwung der Blockflöte hat die Neue Musik – in den 70er/80er Jahren als Avantgarde bezeichnet, heute längst ins Musik- und Unterrichtsleben als selbstverständlich integriert – als man die Möglichkeiten des Instrumentes bis in die Extreme auslotete, mit Teilen des Instrumentes experimentierte und fantastische Kompositionen mit „neuen Spieltechniken“ schuf.

Die vorliegende CD stellt einen Querschnitt durch die etwa 30 wichtigsten Jahre (1964 – 1995) der avantgardistischen und Neuen Blockflötenmusik des 20. Jahrhunderts dar und gleichzeitig einen Querschnitt durch eine ebenso lange Konzerttätigkeit der Interpretin, die die Neue Blockflötenmusik zu ihrem Spezialgebiet gemacht hat.

Die Einspielungen sind sowohl Mitschnitte von Konzerten als auch Aufnahmen aus Studios.

Es würde zu weit führen, alle Werke dieser CD zu erläutern, zumal es Besprechungen der meisten Kompositionen in einschlägigen Zeitschriften gibt. Ich möchte dazu nur sagen, dass viele der Spieltechniken, die man damals entwickelt, entdeckt, ausprobiert hat, hier zur Vorführung gelangen. (Meine Auswahl erhebt natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit).

Die Farbigkeit und Vielfältigkeit des Instrumentes wird in zeitgenössischen Werken demonstriert mithilfe von Mehrklängen, Flatterzunge, Glissandi, verschiedenen Arten des Vibratos.

Der bisher übliche Tonraum wird erweitert, echte Dynamik und vielfältige Klangfarben entstehen durch Verwendung verschiedener Griffe und durch Einsatz unterschiedlichster Artikulationen und Zungentechniken (Rob du Bois, Heider). Heiders „Katalog“ ist übrigens das erste Stück der Literatur für mehrere Blockflöten und einen Spieler.

Tonträger werden einbezogen (Karkoschka, Bieler), ebenso andere Instrumente, (z.B. Schlagwerk, Gong) und auch die Stimme.

Gestik und Mimik (die man auf einer CD natürlich nicht zu sehen bekommen kann, aber hoffentlich spürt), Melodieschablonen und musikalische Floskeln, die verfremdet werden und ein neues ästhetisches Ganzes entstehen lassen (Riehm, Karkoschka), werden Bestandteil einiger Kompositionen.

Sprache und Zitate aus der Literatur spielen eine kompositorische Rolle (Riehm, Braun – Uraufführung Dorit Peschel).

Instrumententeile oder mehrere Instrumente gleichzeitig werden verwendet (Ishii, Karkoschka).

Neben modernen Blockflöten finden auch Kopien historischer Instrumente Eingang in die Neue Musik (Martini, Ishii).

Zungen-, Finger- und Mundaktivität sind im Zusammenwirken gefordert (Berio).

Es gibt genau festgelegte Stücke mit wenig Spielraum zu Improvisation und aleatorische Stücke (Shinohara), die den Spielern gewisse Freiheiten gewähren.

Nicht zuletzt werden heute auch mehr und mehr Elemente aus dem Jazz und der Popmusik in die Kompositionen einbezogen, was allerdings auf der vorliegenden CD nicht zum Tragen kommt.

Als große Verfechterin meines Instrumentes sowie der Neuen Musik begrüße ich es sehr, dass neue Spieltechniken im heutigen Blockflötenunterricht immer öfter Verwendung finden und mit Vergnügen gelehrt, gelernt und geübt werden.

Meine langjährige Unterrichtspraxis mit Studenten und fortgeschrittenen Schülern sowie die Resonanz der Zuhörer bei Konzerten geben mir die Zuversicht, dass das Vorurteil gegenüber der Blockflöte gerade wegen der Möglichkeiten, die die „Neue Musik“ bietet, allmählich schwindet.
Ich hoffe, mit der CD einen Schritt in diese Richtung getan zu haben.

Dorit Peschel

im Januar 2008

01 – Rob du Bois – Pastorale VII — 1964
Konzertmitschnitt – Fachakademie für Musik – Nürnberg – März 1985
02 – Werner Heider – Katalog für einen Blockflötenspieler — 1965
Erlanger Musikinstitut – Oktober 1994
03 – Luciano Berio – Gesti — 1966
Konzertmitschnitt – Glockenhaus Lüneburg – Oktober 1990
04 – Makoto Shinohara – Fragmente — 1968
Erlanger Musikinstitut – Mai 1981
05 – Erhard Karkoschka – mit/gegen sich selbst — 1969
Konzertmitschnitt – Klaviermanufaktur Steingräber – Bayreuth – Juni 2002
06 – Rolf Riehm – Gebräuchliches — 1973
Konzertmitschnitt – Klaviermanufaktur Steingräber – Bayreuth – Juni 2002
07 – Maki Ishii – Black Intention — 1975
Konzertmitschnitt – Glockenhaus Lüneburg – Oktober 1990
08 – Gerhard Braun – Monologe II — 1980
Erlanger Musikinstitut – Januar 2008
09 – Claudia Spahn – klapstück — 1989
Konzertmitschnitt – Klaviermanufaktur Steingräber – Bayreuth – Juni 2002
10 – Isa Rühling – Monomania –1989
St. Matthäus Kirche – Erlangen – April 1999
11 – Christiane Martini – La Luna — 1995
Erlanger Musikinstitut – Januar 2008
12 – Helmut Bieler – Klangwandlungen — 1995
St. Matthäus Kirche – Erlangen – April 1999

Download und Streaming:

 

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